Friday 18 April 2014

NIVEA MEN im Interview mit Joachim Löw über innovativen Fußball und die Trainerrolle, 18.04.2014

NIVEA MEN im Interview mit Joachim Löw über innovativen Fußball und die Trainerrolle

Herr Löw, der Fußball auf dem Rasen ist ständigen Wandlungen unterworfen. Welche Entwicklungen beobachten Sie? Was hat Sie überrascht, was hat Sie irritiert?

Joachim Löw: „Wie in jedem Bereich und jedem Beruf gibt es auch im Fußball ständige Entwicklungen. Die Anforderungen auf und neben dem Spielfeld werden somit auch immer größer. Überrascht hat mich eigentlich nichts, irritiert auch nicht. Unterschätzt habe ich vielleicht die Bedeutung von Social Media.“

Mit Blick auf die letzten beiden Weltmeisterschaften wird gern von der Dominanz des europäischen Fußballs gesprochen. Wie wird sich diese Vormachtstellung in den nächsten Jahrzehnten entwickeln?

Joachim Löw: „Bei den letzten beiden Weltmeisterschaften waren in der Tat von insgesamt acht Halbfinalteilnehmern sieben aus Europa. Das spricht auf den ersten Blick eine deutliche Sprache. Aber schon bei der Weltmeisterschaft im Sommer in Brasilien kann dies ganz anders aussehen, weil die Südamerikaner dann einen Heimvorteil haben. Auch die asiatischen und afrikanischen Mannschaften entwickeln sich mit großem Tempo weiter.“

Die deutsche Elf ist in letzter Zeit immer häufiger mit einer sogenannten falschen Neun aufgelaufen. Ist der traditionelle Strafraumstürmer ein Auslaufmodell?

Joachim Löw: „Nein, sicherlich nicht. Ein Trainer muss eine Mannschaft nach seinen Vorstellungen und nach den Spielern, die ihm zur Verfügung stehen, ausrichten. Ich kann da aber keinen ultimativen Trend feststellen.“

2014 wird die erste WM sein, bei der mit Chip im Ball oder Torkamera gespielt wird. Glauben Sie, dass dieser Einzug der Technik auf dem Fußballplatz sich weiter fortsetzen wird und vielleicht irgendwann sogar den Schiedsrichter ersetzt?

Joachim Löw: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in den kommenden Jahren eine Technologie gibt, die den Schiedsrichter ersetzt. Zumal der Fußball ja auch davon lebt, dass in allen Ligen unter den gleichen Rahmenbedingungen gespielt wird. Ein Chip im Ball oder eine Torkamera ist sicherlich durchsetzbar – aber mehr Technik kann ich mir im Moment noch nicht durchgängig vorstellen.“

Was fasziniert Sie am Trainerjob?

Joachim Löw: „Eigentlich alles. Die Arbeit mit der Mannschaft in Theorie und Praxis, die Vorbereitung auf die Spiele, die Analyse und Aufarbeitung – ich bin mir sicher, dass es für mich keinen schöneren Beruf gibt.“

Deutschland wird dieses Jahr wohl wieder einen der jüngsten Kader zur WM schicken. Finden Sie und Ihr Trainerstab sich manchmal auch in einer Mentorenrolle wieder?

Joachim Löw: „Nein. Wenn diese Spieler zu uns kommen, haben sie in ihren Vereinen ja schon einiges erlebt. Sie kommen ja trotz ihres jungen Alters nicht aus einer Jugendmannschaft, sondern sie haben in der Bundesliga schon für Aufsehen gesorgt. Grundsätzlich sind diese jungen Spieler heutzutage schon viel weiter in ihrer Entwicklung – da ist die Arbeit mit der Nationalmannschaft ganz normale Trainerarbeit.“

Die Aufgaben und Pflichten eines Profitrainers werden immer komplexer. Werden Teams bald nicht mehr nur von Ex-Profispielern betreut, sondern auch von Managern mit MBA und Führungsqualitäten?

Joachim Löw: „Das eine sollte das andere nicht ausschließen. Ein Trainer braucht heute mehr Führungsqualitäten denn je. Er braucht Glaubwürdigkeit und er braucht Kompetenz. Die Aufgaben im Fußball sind in den vergangenen Jahren viel komplexer geworden, und deshalb muss ein Trainer auch Experten um sich scharen, die diese Aufgaben lösen können. Man muss ein Umfeld schaffen, in dem jeder seine Stärken einbringt und in dem Leistung gesteigert werden kann. Dazu kann eine Erfahrung als ehemaliger Spieler auch einen Teil beitragen – aber ohne Führungsqualitäten geht das auf keinen Fall.“

Neben Ihrem Job auf dem Platz sind Sie zum Beispiel auch der „Pflegecoach“ der Männerpflege-Marke NIVEA MEN. Alte Trainer-Haudegen wie zum Beispiel Sepp Herberger sind nur schwer in einer solchen Rolle vorstellbar. Ist Ihr Engagement ein Symbol dafür, dass sich der Fußball verändert hat?

Joachim Löw: „Das hat nichts mit der Persönlichkeit Sepp Herberger zu tun, sondern liegt einfach an den gravierenden Veränderungen des Fußballs, die es in den vergangenen Jahrzehnten, insbesondere aber in den vergangenen Jahren gegeben hat. Das gesamte Umfeld hat sich verändert: Medienarbeit, Sponsoren, Verband, Stadien, Zuschauerstruktur – nahezu alles hat sich gewandelt. Beinahe alles passiert in der Öffentlichkeit. Spieler und Trainer üben nicht nur ihren Sport aus, sie repräsentieren auch ihren Verein, den Verband, Sponsoren oder ein ganzes Land. Früher ist man im Trainingsanzug und in Turnschuhen gereist, heute ist es wichtig, dass eine Mannschaft als Repräsentant verschiedener Institutionen geschlossen und gut angezogen auftritt.“

Mit welchem Trainer würden Sie gerne mal für eine Woche den Job tauschen und warum?

Joachim Löw: „Mit keinem. Bundestrainer zu sein, ist nicht nur ein Job, sondern auch eine Verpflichtung. Und alle Aufgaben, die damit verbunden sind, erfülle ich gerne.“

Acknowledgements to Nivea for Men and sportpresseportal.de
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