Monday 30 June 2014

Löw: "Solche Spiele haben eine besondere Magie", 28.06.2014

Auf der Pressekonferenz am Tag der Abreise nach Porto Alegre zum Achtelfinalduell der deutschen Nationalmannschaft gegen Algerien am Montag (ab 22 Uhr MESZ, live im ZDF) mit Bundestrainer Joachim Löw und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach wurde nicht nur genutzt, um ein erstes Turnierfazit zu ziehen, sondern auch schon auf die Partie gegen Algerien vorauszublicken. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen zusammengefasst.

JOACHIM LÖW ÜBER...

... den Achtelfinalgegner Algerien: Wir treffen auf eine sehr, sehr kompakte, extrem laufstarke, extrem aggressive Mannschaft. Ich habe noch nicht häufig gesehen, dass ein Gegner so vehement verteidigen kann, aber auch schnell angreift. Algerien ist ein gefährlicher Gegner. Da kommt eine starke Mannschaft auf uns zu. Wenn ich jetzt von "Rache" oder "Revanche" lese, bin ich etwas irritiert – die Spieler waren damals noch gar nicht geboren. Das kann ich nicht nachvollziehen. Für unsere Spieler sind Revanchegedanken kein Thema. Algerien wird aber auch so hoch motiviert sein.

... Schlüsselspieler beim Kontrahenten: Algerien hat nicht nur einen wichtigen Spieler, sondern viele. Einige spielen in Spanien, England und Frankreich. Die Spieler haben eine gute Ausbildung. Diese Mannschaft funktioniert als Einheit, jeder macht für den anderen extreme Wege. Sie kontern wahnsinnig schnell. Sie sind relativ ausgeglichen.

... sein bisheriges Turnierfazit: Wir haben geliefert, das Spiel gegen die USA gewonnen und den Gruppensieg perfekt gemacht. Das war unser primäres Ziel. Wir gehen aber auch selbstkritisch mit uns um. Wir können besser spielen, wir sind noch nicht am Limit. Das ist auch ganz gut so. Jetzt beginnt die K.o.-Runde, die Phase der Entscheidung. Es gab viel Licht, aber auch Schatten. Wir brauchen keine grundsätzliche Änderung unserer Spielidee, wir brauchen Verbesserung im Detail.

... den Eindruck vor dem Achtelfinale: Unsere Mannschaft brennt, sie brennt auf dieses Achtelfinalspiel, wo es kein Hintertürchen gibt, solche Spiele haben eine besondere Magie. In solchen Spielen geht es auch für uns um viel, die Mannschaft ist fokussiert und wir gehen in dieses Spiel mit großem Selbstbewusstsein. Wenn jemand denkt, dass man es jetzt im Achtelfinale mit einem vermeintlich leichten Gegner zu tun hat, dann macht man einen großen Fehler. Konzentration ist das Gebot der Stunde, jeder Fehler wird bestraft.

... mögliche Verbesserungen: Die Hausaufgaben sind: Spiel im letzten Drittel, Konsequenz im Torabschluss, Besetzung im gegnerischen Strafraum. Auch die Chancenauswertung könnte besser sein. Wenn man am Ende das große Ziel erreichen will, ist es auch besser, in diesen Punkten das Optimale erreichen zu wollen. Ein WM-Turnier ist ein Marathon, kein 100-Meter-Sprint, wo man am Anfang seine perfekte Leistung abrufen muss. Schon in den letzten Turnieren hat man gesehen, dass Mannschaften ihre ersten drei Spiele gewinnen und dann im vierten ausscheiden. Es muss auch Steigerungspotenzial vorhanden sein.

... die gute Stimmung innerhalb des Teams: Das kommt stark aus der Mannschaft selbst, sie versteht sich trotz allem Ehrgeiz und aller Anspannung sehr gut. Die Zusammensetzung der Mannschaft ist sehr, sehr gut. Jeder hat verstanden und mittlerweile gesehen, was wir hier für gute Möglichkeiten auch zwischen den Spielen haben. Das ist sehr, sehr wichtig während eines Turniers. Sich zu konzentrieren und zu regenerieren, das ist gut.

... das mildere Klima in Porto Alegre: Ob es ein Vorteil ist, weiß ich nicht. Beide Teams gehen der Hitze aus dem Weg. Von der Hitze in die Kühle - das ist leichter als umgekehrt. Die Hitze haben wir ganz gut bewältigt. Jetzt spielen wir in kühleren Temperaturen, das ist bestimmt für beide Mannschaften eine kleine Erleichterung. Man hat schon Unterschiede bei den Partien gesehen. Wir haben die Hitze allerdings gut angenommen, wir haben uns darauf gut eingestellt. Uns war von Anfang an klar, die Bedingungen zu akzeptieren und nicht zu lamentieren.

... die kurze Pause seit dem USA-Spiel: Das beeinträchtigt uns gar nicht. Wir haben ja schon vorher gewusst, wie die Spiele terminiert sind. Mit der Wahl des Camps haben wir die richtige Entscheidung getroffen. Dass wir irgendwann einmal eine längere Reise machen müssen, damit war zu rechnen.

...Bastian Schweinsteiger: Bastian hat zum ersten Mal seit Wochen von Beginn an gespielt. Dafür hat er seine Sache absolut gut gemacht. Egal, ob Sami oder Bastian: Es wird nach ihren Verletzungen nicht immer über sieben Spiele komplett reichen. Sie sind aber beide extrem wichtig für die Mannschaft. Sami hat nach den ersten beiden Partien eine Pause gebraucht. Jetzt muss man sehen, wie das für die nächsten Spiele aussieht. Wer am Montag spielt, wird eine situative Entscheidung. Beide machen im Training einen guten Eindruck.

...den Vergleich von Thomas Müller mit Neymar und Messi: Thomas Müller ist vielleicht in Deutschland nicht so im Fokus gewesen. Im Ausland höre ich aber in jedem Stadion seinen Namen. Er hat international eine große Reputation. Er ist zwar ein anderer Spieler als Messi oder Neymar, aber seine Torgefährlichkeit ist auf dem selben Niveau einzuordnen.

WOLFGANG NIERSBACH ÜBER...

...seinen bisherigen Eindruck: Ich bin absolut zufrieden, wie sich die Mannschaft auf dem Rasen, aber auch neben dem Platz präsentiert. Die erste Pflicht ist mit dem Gruppensieg erfüllt. Aus meiner Erinnerung nehme ich Zuversicht mit, denn der Turnierverlauf 2010 war sehr ähnlich. Die Mannschaft sieht die Situation sehr realistisch und weiß, dass der Schritt nach vorne noch kommen muss. In K.o.-Spielen kommt es auf Kleinigkeiten an, meistens sind es 50/50-Spiele. Was mir positiv aufgefallen ist: Die Mannschaft hat bis jetzt nur eine einzige Gelbe Karte bekommen. Wenn ich mich an 2006 erinnere, als wir mit der Sperre von Torsten Frings ein Riesenhandicap bewältigen mussten oder auch 2010, als Thomas Müller im Halbfinale wegen zwei Gelben Karten gesperrt war, ist das schon hervorzuheben. Hier ist das Reglement glücklicherweise geändert worden. Insgesamt kann ich mich beim Bundestrainer und der Mannschaft nur bedanken.

...etwaige Rachegelüste im Duell gegen Algerien: Als DFB-Präsident würde ich mich dagegen verwehren, von "Revanche" oder gar "Rache" zu sprechen. Wir wollen aber natürlich unsere negative Länderspielbilanz gegen Algerien verbessern.

...die Unterstützung der deutschen Fans: Ich kann mich bei den Fans nur bedanken. Was diese auf sich nehmen, um uns zu unterstützen, davor kann ich nur den Hut ziehen. Wir rechnen in Porto Alegre mit 10.000 deutschen Fans.

...die Dinge, die ihm bei diesem Turnier aufgefallen sind: Die Torlinientechnologie hat sich bewährt. Wir haben bisher zwei Szenen gehabt, die selbst der vierte oder fünfte Schiedsrichter mit bloßem Auge nicht erkannt hätten. Auch die Neuerung mit dem Freistoßspray sehen wir total positiv. Sogar Herbert Fandel ist nach anfänglicher Skepsis dafür. Vielleicht sollte der Antrag, die Torlinientechnologie in der Bundesliga einzuführen, noch um diesen Punkt erweitert werden. Die ganze Schieberei, wo der Freistoß ausgeführt wird und die Mauer zu stehen hat, wäre damit zu Ende – hier ist Ruhe auf dem Platz.

28 June 2014
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